Rückkehr mit Licht und Schatten: Höfler und der Hunger auf mehr 

 

Erstmals in dieser Saison stand Nicolas Höfler in der Startelf des SC Freiburg – konnte die 1:3-Niederlage in Leipzig aber nicht verhindern. Seinen Stammplatz will sich der 34-Jährige zurückerobern.

Freiburger Routinier erstmals unter Schuster in der Startelf

90 Minuten auf der Bank sitzen – Nicolas Höfler musste sich zu Saisonbeginn mit Situationen anfreunden, die ihm wirklich völlig fremd waren. Gleich dreimal ereilte ihn dieses Schicksal an den ersten vier Spieltagen. Wie unbekannt diese Rolle für ihn ist, zeigt der Blick in die Vergangenheit. Seit der Freiburger Bundesliga-Rückkehr im Sommer 2016 stand Höfler vor Beginn dieser Saison in 198 Ligaspielen auf dem Rasen, 44 verpasste er verletzt oder gesperrt – und nur zweimal saß er 90 Minuten auf der Bank: am 18. September 2021 beim 0:0 gegen Mainz und am 4. Februar 2017 beim 0:3 gegen Mönchengladbach. Den Vorzug bei der Einwechslung gegen die Borussia bekam damals übrigens Julian Schuster.

Schon vor dessen Amtsantritt als Nachfolger von Christian Streich war klar, dass die vielleicht schwierigste Aufgabe für den neuen Coach darin liegen wird, den Übergang von verdienten Spielern hin zur nächsten Generation zu moderieren. Während etwa Vincenzo Grifo im Frühherbst seiner Karriere groß aufdreht und seinen Stammplatz vorerst festigte, musste sich Höfler direkt hinten anstellen. Maximilian Eggestein und Neuzugang Patrick Osterhage waren im zentralen Mittelfeld gesetzt.

Niemand hat häufiger gegen Leipzig verloren

Am Samstag in Leipzig war es soweit, Höfler durfte mal wieder ran, Eggestein saß auf der Bank. „Ich habe lange darauf gewartet, lange dafür gefightet im Training, es hat sich gut angefühlt. Trotz meines Alters ist der Hunger auf Spielzeit und Spiele von Anfang an nicht weniger geworden. Ich fighte weiter dafür, dass es nicht einmalig war und noch mehr Spiele dazukommen“, betonte der 34-Jährige.

Die 1:3-Niederlage beim Tabellenzweiten konnte aber auch der Routinier nicht verhindern, was ihm und Grifo die „Führung“ in einer unrühmlichen Statistik sicherte. Beide kassierten jeweils ihre elfte Bundesliga-Niederlage gegen Leipzig. Keine anderen Spieler gingen in einem Bundesliga-Duell mit Leipzig so oft als Verlierer vom Feld.

„Es ist das Trügerische. Es hat sich ganz gut angefühlt und jetzt stehen wir doch da und sagen: Das Gegentor hätten wir eigentlich verteidigen müssen und das war zu einfach. Wenn wir bei den Gegentoren konsequenter gewesen wären, dann hätten wir definitiv einen Punkt oder mit etwas Glück noch mehr mitnehmen können“, haderte Höfler nach der Partie.

Ein Knackpunkt im Spiel

Sein Comeback war durchwachsen. Höfler überzeugte immer wieder mal mit seiner Präsenz und Ballsicherheit (94 Prozent Passquote) sowie dem einen oder anderen Ballgewinn, wie gegen Lois Openda nach guter defensiver Umschaltbewegung (29.). Er kam allerdings vor dem 1:1 den entscheidenden Schritt gegen Torschütze Willi Orban zu spät – ein Knackpunkt im Spiel nach zuvor kollektiv stabiler SC-Leistung. Trotz einer Torschussvorlage für Florent Muslija (72.) konnte er nicht mehr an seine Leistung aus der ersten Hälfte anknüpfen. Unterm Strich steht die kicker-Note 4.

Dennoch hat er gezeigt, dass er auch im Herbst seiner Karriere noch lange nicht abgeschrieben werden sollte. Den Konkurrenzkampf nimmt er weiter an, wohlwissend, dass es nicht einfach für ihn wird: „Wir haben so viele Spieler, die Startelfpotenzial haben. Da muss jeder dafür fighten im Training und in den Spielen. Am Ende können doch nur elf von Anfang an spielen. Das ist eine klassische Floskel – aber es ist die Wahrheit.“

 

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