Nach dem nächsten Ligasieg eilen die Bayern bereits davon. Aber ist alles wirklich so viel besser als im letzten Jahr?
Kompany zieht mit Guardiola und Tuchel gleich
Ganz so einig sind sie sich beim FC Bayern also doch nicht immer, selbst der Rekordspieler und der Trainer mit dem eingestellten Rekord nicht. Thomas Müller sagte nach dem 1:0 beim FC St. Pauli, dass die Bayern selbst ihr „logischster Konkurrent“ um die Meisterschaft wären und dass es zwar „ein bisschen platt“ klinge, aber „dass wir tatsächlich jedes Spiel noch einen drauflegen wollen“.
Egal also, was die sogenannte Konkurrenz in der Bundesliga treibt? Naja, geht so. „Wenn man die Ergebnisse von Leverkusen in Bochum und Dortmund in Mainz in Betracht zieht“, sagte nämlich der Trainer Vincent Kompany, „dann weiß man, wie wertvoll dieser Sieg war“.
Der eine schaut also nur auf sich? Und der andere auch auf die Gegner? Geht’s noch?
Geht sogar ganz gut gerade. Augenscheinlich haben sich beim FC Bayern die meisten sehr gern und freuen sich, wenn ein fast mal Ausgeschlossener (Leon Goretzka) wieder ran darf. Und sie freuen sich auch, wenn der Konkurrent auf der eigenen Position das nächste spielentscheidende Tor liefert. „Das ist ja ganz klar, dass er bei Bayern bleiben soll“, sagte der Zehner Müller zum Beispiel über den Zehner Musiala und dessen 2026 auslaufenden Vertrag.
„Man kann sich vorstellen, dass selbst die Spieler beim FC Bayern teilweise menschliche Züge haben.“ (Thomas Müller)
Und der Trainer Kompany holte im zehnten Ligaspiel die Punkte 24, 25 und 26 und stellte damit Pep Guardiolas Bestwert aus dessen Debütjahr 2013 ein und kommt bei allen wirklich sehr gut an mit seinem direkten, aber doch empathischen Führungsstil. Das Paradoxe ist ja, dass Kompany keinen Deut besser gestartet ist als Thomas Tuchel in der Vorsaison, im Gegenteil vielleicht sogar.
Der baldige England-Trainer hatte mit den Bayern ebenfalls acht Siege und zwei Remis aus den ersten zehn Partien geholt und sogar ein besseres Torverhältnis vorzuweisen. Er war zwar aus dem Pokal ausgeschieden, was zugegeben schon sehr schlecht war, hatte dafür aber immerhin vier von vier Spielen in der Champions League gewonnen.
Und trotzdem fühlt es sich jetzt anders an in München, ruhiger zum Beispiel. Harmonischer ganz sicher und vielleicht auch etwas strukturierter. Auf den Hurra-aber-ab-und-zu-au-weia-Fußball der ersten Wochen folgte in den vergangenen Partien ein kontrollierteres, etwas sachlicheres Spiel. Die Bayern sind nicht mehr so spektakulär, aber immer noch extrem aktiv. Vor allem der Vortrag gegen den Ball, das intensive Gegenpressing, tragen dazu bei, dass Gegner kaum noch Torchancen kreieren und Manuel Neuer für den Winter vielleicht noch eine Extra-Schicht Thermowäsche benötigt.
Müller versichert: „Die Chemie in der Truppe ist gut“
Zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass fünf Zu-Null-Siege in Folge zwar sehr gut sind und durchaus auch wichtig fürs eigene Selbstverständnis. Sie dürfen aber ein Stück weit erwartet werden angesichts der Aufgaben in Bochum, in Mainz, gegen Union, Benfica und bei St. Pauli. Und dass die Überflieger aus Leverkusen gerade elf Punkte weniger haben als in der Vorsaison und die Unterflieger aus Dortmund auswärts gar keine Punkte mehr holen, ist sicherlich ein nettes Extra.
„Man kann sich vorstellen, dass selbst die Spieler beim FC Bayern teilweise menschliche Züge haben“, erklärte Müller den von ihm nach dem Spiel „zusammengetrommelten“ Kreis auf dem Spielfeld. Diese menschlichen Spieler freuen sich demnach „über Siege und vor allem auch über so eine Zu-Null-Serie“. „Dem Ganzen“ sollte dieser Mannschaftskreis „Ausdruck verleihen“.
Aktuell, betonte der Rekordspieler der Bayern, „fühlt es sich gut an“, Thema Unterschied zur Vorsaison. „Da spürt jeder Spieler. Auch in diesen Spielen, die wir jetzt vielleicht zweimal nur 1:0 gewonnen haben. Trotzdem waren wir in jeder Sekunde des Spiels bereit, für dieses Ergebnis zu kämpfen. Deswegen fühlt es sich aktuell super an. Die Chemie in der Truppe ist gut. Ich war schon immer ein Freund davon, dass der Teamgeist über die gemeinsame Spielweise kommt und nicht andersrum.“ Ist ja auch schön.