Mit dem späten Siegtor gegen Göppingen sorgt Nelson Weiper fürs nächste Erfolgserlebnis der Mainzer U 23 – und endlich mal wieder für ein persönliches. Sogar eine überflüssige Gelbe Karte wertet sein Trainer dabei als gutes Zeichen.
Der Jungstar sieht Gelb und trifft fürs Mainzer Regionalliga-Team
Am Ende tut Nelson Weiper einfach das, was ein Mittelstürmer eben tun muss. Als der abgefälschte Schuss seines Teamkollegen Marcel Kalemba als Querschläger durch den Strafraum flippert, ist der 19-Jährige genau am richtigen Ort, um die Kugel mit seinem rechten Fuß und feiner Abschlusstechnik aus sieben, acht Metern ins Netz zu befördern. Am Dienstagabend bedeutet dies das 2:1 für die Mainzer U 23 in der Nachspielzeit der Regionalligapartie gegen den Göppinger SV. Eine Erlösung für die 05-Talente, die sich nach einem gegnerischen Platzverweis mehr als 45 Minuten lang in Überzahl abgemüht haben. Und nicht zuletzt eine Erlösung für Weiper.
Cheftrainer Henriksen wird Zeuge von Weipers Botschaft
Der 1,91 Meter große Blondschopf breitet strahlend die Arme aus und klopft sich anschließend demonstrativ aufs Trikot. Die unmissverständliche Botschaft: Seht her, ich bin noch da. Der Torriecher ist intakt. Genau wie die Motivation, Entscheidendes zu leisten für Ausbildungsklub Mainz 05. Das dürfte auch Cheftrainer Bo Henriksen registriert haben, der sich unter die knapp 400 Zuschauer am Bruchweg gemischt hatte. In dieser Bundesligasaison hat der Däne seinem Youngster bislang nur einen Fünf-Minuten-Jokereinsatz am 1. Spieltag gegen Union Berlin (1:1) gewährt. Seitdem musste Weiper zuschauen, schaffte es sogar dreimal in Serie nicht mal in den Spieltagskader. Dass dies an den Trainingsleistungen des Teenagers lag, ließ Henriksen deutlich genug durchblicken.
„Man hat gemerkt, dass die Jungs Nelly unbedingt einen auflegen wollten.“ (Benjamin Hoffmann)
Am Dienstagabend freilich wurden die mit Blick auf Weiper geäußerten Erwartungen eindeutig erfüllt: „Es ist wichtig für uns, dass Nelson Spielminuten und hoffentlich auch Selbstvertrauen bekommt“, hatte Henriksen vor der Partie erklärt. Ob bei dem hochveranlagten Juniorennationalspieler damit schon der viel zitierte Knoten geplatzt ist, bleibt abzuwarten. Signalwirkung geht von Weipers jüngstem Regionalliga-Auftritt aber allemal aus. Nicht allein wegen seines Tores. „Man hat immer wieder gemerkt, dass die Jungs Nelly unbedingt einen auflegen wollten“, registriert U-23-Coach Benjamin Hoffmann, der 2023 noch die Mainzer A-Jugend inklusive Weiper zur Deutschen Meisterschaft geführt hatte.
Teilweise übertreibt es der Stürmer mit der Mannschaftsdienlichkeit
Die damalige Truppe bildet nun im Kern das U-23-Team – in dem Weiper weiterhin vollen Rückhalt genießt, auch nachdem er nominell längst den Sprung zu den Profis geschafft hat. Ein klares Zeichen für die Tatsache: Von den Kollegen wird Weiper als echter Teamplayer wahrgenommen und keineswegs als Ego-Shooter, mag er sich durch eigene Bockigkeit im Trainingsalltag auch mitunter selbst im Weg stehen. Gegen Göppingen übertrieb es Weiper teilweise gar mit dem Versuch der Mannschaftsdienlichkeit, wie Hoffmann sehr wohl kritisch anmerkte. „Nelly kam zu oft entgegen“, wollte also bereits beim Aufbau mithelfen, statt im Strafraum die Position zu halten für die entscheidenden Momente.
Der Trainer wertet selbst das Ballwegschlagen als positives Zeichen
Charakterlich legte Hoffmann dies seinem Schützling aber nachvollziehbar positiv aus. Wie sogar jene Aktion, die nüchtern betrachtet komplett kontraproduktiv war und das Bild von Weiper für diesen Abend gar zum Kippen hätte bringen können. Als er in der zweiten Halbzeit wegen eines vermeintlichen Stürmerfouls zurückgepfiffen wurde, bolzte der Angreifer den Ball aus purem Ärger weit übers Spielfeld hinaus und sah dafür folgerichtig Gelb.
Unprofessionelles Verhalten, das Hoffmann aber zumindest im Nachhinein positiv bewertet: „Diese Szene hat eigentlich am allerbesten gezeigt, wie sehr Nelly es wirklich will. Da hat er mal seinen Frust komplett rausgelassen, und das war vielleicht gut. Sonst steht er am Ende vielleicht nicht da, wo er beim 2:1 stand.“ Diese Einordnung des Trainers bleibt zwar höchst eigenwillig, wird Weiper aber womöglich genau deshalb gerecht. Schließlich kennt ihn Hoffmann besser als die meisten anderen Beobachter. Im Ergebnis ist Weipers Frustbewältigung jedenfalls gelungen. Teilt man Hoffmanns Perspektive, sogar doppelt.