Die Befürchtungen der Hoffenheimer Vereinsführung sind am Samstag nicht eingetreten: Die eigenen Fans protestierten „nur“ mit einem Stimmungsboykott und Spruchbändern.
Fronten zwischen Verein und Anhängern verhärtet
61 Jahre nach der Gründung der Bundesliga nahm mit Holstein Kiel am Samstag erstmals eine Mannschaft aus Schleswig-Holstein an einem Bundesligaspiel teil (2:3). Doch das historische Ereignis fand vor einer ziemlich leisen Kulisse statt: Hoffenheims Fan-Szene protestierte gegen die jüngste Personalpolitik des Klubs mit einem Stimmungsboykott. Dazu drückte sie ihre Botschaften auf einigen Spruchbändern aus.
Damit traten die am Dienstag geäußerten schlimmsten Befürchtungen der Vereinsführung nicht ein: Einen provozierten Spielabbruch hatte der Verein nicht ausgeschlossen. „Spielabbruch wollt nur ihr allein, um nicht selbst der Depp zu sein“, stand auf einem Plakat der Anhänger.
Kritik bezieht sich auf den Einfluss Hopps
Die Proteste resultieren aus der Trennung von der sportlichen Leitung um Sportgeschäftsführer Alexander Rosen. Unter anderem hatten Ultra-Gruppierungen anschließend die Situation auf einem Banner, das am Trainingsgelände in Zuzenhausen aufgehängt wurde, mit einem „Krieg“ verglichen.
Die Kritik bezieht sich auf den Einfluss des Mäzens Dietmar Hopp. Demnach zeige das Rosen-Aus trotz Hopps formaler Abgabe der Stimmrechtsmehrheit (50+1) die weiterhin vorhandene Macht. Als Zeichen der Fernsteuerung sehen die Fans auch den designierten neuen Vereinsvorsitzenden Jörg Albrecht, der sich am 2. September auf der Mitgliederversammlung zur Wahl stellen möchte. Den scheidenden Sinsheimer Oberbürgermeister, der dem Hopp-Lager zugerechnet wird, betitelten die Fans als „Marionette Hopps“.
Fans mussten Utensilien-Lager im Stadion räumen
Aufgrund der Entwicklungen in den vergangenen Wochen war der Kontakt zwischen der Fan-Szene, die die Situation als „größte Zerreißprobe“ des Vereins bezeichnet, und dem Klub abgebrochen worden. Da die Ultras „nicht bereit waren, sich mit Lügnern und Personen, die uns für dumm verkaufen wollen, an einen Tisch zu setzen“, verordnete 1899 vorsorglich die Räumung des Fanutensilien-Lagers im Stadion. Zusätzlich entzogen sie den zuvor gewährten Zugang zum Innenraum.
Mit den Maßnahmen wolle man „keine Meinungen unterdrücken“, betonte der Klub, allerdings die Diffamierungen „nicht weiter dulden“. Wie sich dieser Zwist nun ohne ein Gespräch lösen lässt, bleibt abzuwarten.