In den ersten beiden Liga-Partien verspielte Bayer 04 zwischenzeitlich jeweils einen 2:0-Vorsprung, weil der Meister defensiv Schwächen zeigte. An einigen Punkten kann Trainer Xabi Alonso arbeiten – an einem nicht unbedeutsamen allerdings nicht.
Leverkusens Trainer kann nicht alle Symptome bekämpfen
Das Spiel in Sinsheim stellte in der Vorsaison die große Ausnahme dar: Dort verspielte Bayer 04 beim 3:2-Sieg gegen 1899 Hoffenheim zwischenzeitlich eine 2:0-Führung. Das einzige Mal in der Spielzeit 2023/24. In der gerade zwei Spieltage alten neuen Saison ist dies Bayer jedoch bereits zweimal passiert. Beim 3:2-Sieg in Gladbach ohne negative Folgen, bei der 2:3-Niederlage gegen Leipzig mit der Konsequenz der erste Bundesliga-Niederlage seit dem Mai 2023.
Nur zwei Bundesligisten kassierten bislang mehr Treffer
Der offensichtlichste Grund dafür: Der Meister ist hinten nicht mehr ganz dicht. Kassierte die Werkself in der Doublesaison in 34 Liga-Parten insgesamt nur 24 Treffer, also 0,71 Tore pro Spiel, so sind es bislang im Schnitt 2,5 pro 90 Minuten. Oder im absoluten Vergleich: Mehr als fünf Gegentreffer mussten in dieser Spielzeit nur zwei Bundesligisten hinnehmen, nämlich Stuttgart und Augsburg.
Durchschnittswerte nach zwei Spielen stehen natürlich auf relativ wackeligen Beinen. Dennoch liefern sie Indizien für die Probleme. Mit insgesamt elf Chancen für den Gegner hat Bayer in dieser Saison 5,5 Tormöglichkeiten pro Partie zugelassen. Damit teilt sich das Team von Xabi Alonso mit fünf weiteren Mannschaften je nach Blickwinkel den achten bzw. den siebtschlechtesten Platz in der Liga.
Im Defensivverhalten stellt die Werkself derzeit nur Durchschnitt dar
In der Defensivarbeit stellt der Klassenprimus der Vorsaison also derzeit nur Liga-Durchschnitt dar. Zum Vergleich: In der Meistersaison gestattete Bayer 04 den anderen Bundesligisten pro Spiel im Schnitt nur 3,6 Torchancen. Dies war der mit Abstand beste Wert im deutschen Oberhaus.
Ähnlich sieht es bei der Qualität der zugelassenen Torchancen aus, den xGoals (Expected Goals), also der aufgrund der jeweiligen Chancenqualität zu erwartenden Treffer-Wahrscheinlichkeit. Leverkusen lässt aktuell im Schnitt 2,7 xGoals pro 90 Minuten zu und liegt damit in der Liga auf Rang 7.
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Fakten, an deren Ursachen Trainer Xabi Alonso arbeiten kann. Als da wären zum Beispiel die zu verbessernde Kompaktheit, die zu schnellen Ballverluste, die dem Gegner einfache Kontermöglichkeiten offerieren, und die diesem Phänomen vorauseilende mangelnde Geduld im eigenen Kombinationsspiel, um sich tief in des Gegners Hälfte festzusetzen und sich dort ideal für das eigene Gegenpressing zu positionieren.
Bayers Gegner: einst Chancentod, jetzt eiskalte Vollstrecker
Doch ein Punkt, der zu dem deutlichen Zuwachs an Gegentreffern geführt hat, liegt außerhalb des Einflussbereichs des Spaniers. Und zwar in der Kaltschnäuzigkeit des Gegners vor dem Leverkusener Tor. Während die Kontrahenten der Werkself nämlich 2023/24 regelmäßig vor dem Bayer-Tor die Nerven verloren und nur durchschnittlich 0,8 Treffer pro xGoal erzielten, bewiesen die Akteure aus Gladbach und Leipzig zuletzt brutale Kühle vor dem Kasten von Lukas Hradecky bzw. Matej Kovar und erzielten 1,8 Tore pro xGoal.
Die gegnerische Erfolgsquote pro xGoal ist für die Leverkusener Kontrahenten also um einen ganzen Treffer pro erwartbarem Tor angestiegen. Oder anders: Verwerteten in der vergangenen Saison die Gegner des Meisters ihren Chancen mit Abstand am schlechtesten, so zeichneten sie sich bislang als die im Abschluss kältesten Kontrahenten aus.
Damals Chancentod und jetzt eiskalte Vollstrecker. Dass es bei dem aktuellen Extrem bleibt, ist unwahrscheinlich. Noch muss bei Bayer also niemand Alarm schlagen. Erhöhte Wachsamkeit ist aber in jeglicher Hinsicht angesagt.