Münchens Ersatzkeeper Sven Ulreich hat sich bei Simon Rolfes für seinen verbalen Ausrutscher im Spitzenspiel entschuldigt, Leverkusens Geschäftsführer den Vorfall damit abgehakt. Hinter dem Umgang mit dem Fall von Bayern-Seite kann man aber ein Fragezeichen setzen.
Bayern-Torwart entschuldigt sich bei Bayer-Geschäftsführer
Es war eine Randnotiz. Nichts Außergewöhnliches eigentlich, weil es immer wieder passiert in den Stadien der Bundesliga. Mit der Ausnahme, dass es diesmal durch ein Video in den sozialen Medien eindeutig für die Öffentlichkeit dokumentiert wurde. Und deshalb hat Simon Rolfes den verbalen Ausrutscher von Bayern-Ersatzkeeper Sven Ulreich beim Topspiel in München (1:1) für sich persönlich abgehakt.
„Sven Ulreich hat sich bei mir auch gemeldet. Damit ist das für mich auch erledigt“, erklärte der Geschäftsführer des Double-Gewinners nach dem Leverkusener 1:0-Sieg gegen die AC Mailand in der Champion League. Und bewies damit Nachsicht.
Beispiel Boniface: Rolfes weiß, dass so etwas passiert
Mit dem Wissen, dass solche Dinge in der Emotion passieren. Der ausgestreckte Mittelfinger von Leverkusens Mittelstürmer Victor Boniface nach dem gewonnenen Elfmeterschießen des Werksklubs im Supercup gegenüber den Spielern des VfB Stuttgart, der mit einer Spielsperre für den DFB-Pokal geahndet wurde, ist nur ein Beleg dafür.
Hinter die Einordnung von Ulreichs Äußerung, die Rolfes‘ Gegenüber Max Eberl vornahm, darf man hingegen zumindest ein Fragezeichen setzen. Der Münchner Sportvorstand weiß wie Rolfes, dass solche Dinge in der Hitze des Gefechtes einfach vorfallen. „Ich bin auch immer dafür bekannt gewesen, dass ich nicht immer alles rhetorisch sauber gehandelt habe auf der Bank“, hatte er am Dienstag vor dem Abflug der Bayern zum Champions-League-Spiel bei Aston Villa (heute, 21 Uhr, LIVE! bei kicker) erklärt.
Eberl unterstrich seine Position, indem er auf die „unfassbare Emotionalität“ des Gipfeltreffens hinwies und richtig anmerkte: „Die Wortwahl war bestimmt nicht richtig von Ulle, das Wort hätte er sich sparen können. Ulle wird sich bei Simon entschuldigen, hat sich dafür ja schon öffentlich entschuldigt.“
„Wir werden dem intern überhaupt nicht nachgehen.“ (Max Eberl)
Sein folgender Nachsatz war allerdings nicht von Weitsicht geprägt und dürfte bei den zahllosen Jugendtrainern und Betreuern in Fußball-Deutschland für Haareraufen sorgen. „Damit ist die Sache für uns erledigt“, sagte Eberl und fügte an: „Wir werden dem intern überhaupt nicht nachgehen.“
Den letzten Teil seiner Aussage hätte sich Eberl sparen können. Nicht, weil er dem branchenüblichen Umgang mit solchen Ausrutschern nicht entspräche, sondern weil er die Vorbildfunktion der Bundesligaprofis schlicht unterschlägt. Allein schon für Deutschlands Nachwuchskicker hätte Eberl Ulreichs Entgleisung öffentlich nicht mit einem internen Freispruch versehen müssen.